Johannes & Angelika

Mein Name ist Angelika Rauch-Lins, ich bin 34 Jahre alt und Mutter von mittlerweile 2 Söhnen (Johannes und Wendelin). Mein älterer Sohn Johannes ist 6 Jahre alt und hat das Down Syndrom.

Ich hatte eine tolle und komplikationslose Schwangerschaft mit Johannes. Alles war eigentlich ganz unauffällig, allerdings war er immer ein bisschen zu Klein, hatte nicht übermäßig viel Kilo, aber der Arzt meinte es sei alles OK. Die Nackenfaltenmessung und das Organscreening waren laut meines Gynäkologen unauffällig.
In der 34. Woche war ich im Krankenhaus in Kufstein für eine Untersuchung und das EKG wies schlechte Werte auf. Die Ärzte entschieden dann Johannes per Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Natürlich war das alles für mich eine unglaubliche Aufregung, aber ich war überglücklich, dass der Kleine weder beatmet noch sonst an irgendwelchen Schläuchen hängen musste.

Mir ist nur wichtig, dass es dir gut geht!

Tag 1 nach der Geburt war auch noch super toll, mein erstes Kind und natürlich war ich voll im 7. Himmel. Johannes war zwar sehr klein, 44 cm und wog genau 2 Kg, aber das war alles egal, Hauptsache war, dass er gesund ist.

Am nächsten Tag erfuhren ich dann, dass bei Johannes ein starker Verdacht auf Down-Syndrom vorliegt. Mir wurde sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen. Eine Welt brach für mich buchstäblich zusammen. Die Ärzte erklärten in einem Atemzug, dass Johannes kerngesund ist, keine organischen Bedenklichkeiten oder Sonstiges hat, nur haben sie eben den Verdacht, auf Trisomie 21.  Ich konnte es bis zur schriftlichen Verständigung des Humangenetikums nicht glauben, dass genau mein Sohn das Down-Syndrom hat.

An die nächsten Tag kann ich mich nur wage erinnern, ich war in einem Schockzustand. Ab dem Tag 4 weinte ich quasi durch. Ich war erschöpft, verzweifelt, voller Wut, schlechtem Gewissen, entsetzen und alles was man sich ebenso vorstellen kann, wenn einem gesagt bekommt, dass das Kind, das man bekommen hatte, eben nicht das ist, das man sich vorgestellt hat.

Die Leute in meiner Umgebung waren zum Teil sprachlos, entsetzt, wussten nicht ob sie mir gratulieren oder kondolieren sollten.  Was mir in dieser Zeit keine wirklich große Unterstützung war, war das medizinische Personal, das mir immer sagten, wie toll diese besonderen Kinder sind, denn genau das wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht hören.

An genau zwei Aussagen kann ich mich ganz genau erinnern, die eine Aussage stammt von meiner lieber Freundin Alex, die zu mir am Telefon folgendes sagte: „Schatzi, was ist denn. Ist doch scheiß egal, was dein Kind hat oder nicht, ob es das Down Syndrom ist oder nicht. Die Hauptsache ist doch, dass Johannes gesund ist und schau her, du hast ein gesundes Baby bekommen, herzlichen Glückwunsch und gratuliere, das hast du Großartig gemacht! Und alles andere ist doch vollkommen wurst!“ – nach diesem Telefonat dachte ich mir, sie hat so recht und es half mir sehr. Nicht eine Sekunde lang hat sie sich mich bemitleidet, sie hat sich einfach nur gefreut, dass ich Mama geworden bin!

Die zweite Aussage war von meinem Vater der ebenfalls meinte: „Für mich ist es vollkommen irrelevant ob Johannes das Down Syndrom hat oder nicht, mir ist nur wichtig, dass es dir gut geht! Das schaffen wir!!!!“